Yellow Line von Juli Zeh/ Charlotte Roos
Eine Kuh fällt vom Himmel und versenkt ein Fischerboot. Das behauptet ein nordafrikanischer Fischer, der von europäischen Grenzbeamten aus dem Mittelmeer gerettet und anschließend strengen Verhören unterzogen wird.
Derweil versteigert sich einige hundert Kilometer weiter nördlich die Aktionskünstlerin Helene für den guten Zweck selbst – sehr zum Ärger ihres Freundes Paul. Dieser wiederum verweigert sich den strikten Regeln einer All-inclusive-Ferienanlage, in die er mit Helene gefahren ist: festgelegte Essenszeiten, nummerierte Liegen, vorgegebene Wege.
Lieber widmet Paul sich fasziniert den TV-Berichten über die entflohene Problemkuh Yvonne, die vor dem Gang zum Schlachthaus ausgerissen ist.
Beim Rückflug verliert Paul schließlich die Nerven. Er wird am Flughafen verhaftet, weil er die gelben Sicherheitslinien übertreten und randaliert hat.
Zeitgleich stellt ein redegewandter Vertreter der Agrarindustrie ein neues, „humanes“ Herden-Management-System vor, das den Tagesablauf von Milchkühen intelligent und vollautomatisch regelt.
Wie diese scheinbar unverbundenen Ereignisse zusammenhängen, enthüllt sich in dieser satirischen Komödie erst nach und nach. Ob in der Wellness-Kur, beim All-inclusive-Urlaub oder im Frontex-Auffanglager – überall wird der Mensch an die Hand genommen, hinter Zäune geführt und in ein festes Regelwerk gezwängt. Ein Gefühl des Schwindels erfasst einen, wenn temporeich erzählt wird, wie diskret und global heutige Überwachungssysteme wirken und wie viel Freiheit wir bereit sind zu opfern, um in Sicherheit zu leben.
